Katja Hambrecht

Jahrgang:1977
Geburtsort:Bad Mergentheim
Wohnort:Sinsheim

Lebensmotto: Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Du bist Sport- und Gymnastiklehrerin sowie Sporttherapeutin – wie ist es dazu gekommen – wie sah deine sportliche Laufbahn vor deinem Studium aus.

Ich durfte als Kind viele Sportarten ausprobieren, die bei uns in den Vereinen angeboten wurden: Turnen, Judo, Reiten, Fußball, Handball, Tennis. Nicht alles war dann tatsächlich „meine“ Sportart. Sehr lange habe ich Handball gespielt, war in der Badischen Auswahl und habe dann mit Beginn meines Berufes aufgehört, weil es für mich zeitlich nicht mehr darstellbar war. Sport gehörte auch innerhalb meiner Familie immer dazu.

Welche Ausbildungen hast du selber besucht? Was hat dich am meisten inspiriert? (vielleicht auch wer?)  Welche Ausbildung war im Rückblick besonders wichtig / richtig für dich?

Die Basis war meine Ausbildung zur Sport- und Gymnastiklehrerin und Sporttherapeutin. In meiner ersten Arbeitsstelle nach der Ausbildung hatte ich eine ganz tolle Chefin der bewegungstherapeutischen Abteilung – Irene. Sie wurde auch zu einer lieben Freundin und hat mir einen Zugang zu den für mich heute sehr wichtigen Themen gezeigt: der ganzheitliche therapeutische Ansatz und die Themen Beckenboden und Rücken. Nicht nur das Symptom, die Beschwerden betrachten, sondern viele Faktoren in den Befund und in die Therapie einbeziehen. Der Beckenboden war für mich absolutes Neuland, ein intimes, geheimnisvolles Thema, so kam es mir damals vor. Die Patientinnen waren sehr dankbar für Informationen darüber, und unsere dann gemeinsam entwickelten Übungen kamen sehr gut an und verschafften den Patientinnen das Gefühl, endlich einen Schritt in die Verbesserung gehen zu können. Das tolle Feedback unserer Patienten war dann unsere Motivation unser erstes gemeinsames Buch zu schreiben und zu veröffentlichen: „Rückengymnastik mit dem Overball“
 

Sehr wichtig waren für mich in den letzten Jahren die Ausbildungen zur Systemischen Coach und zur Coach für systemische Aufstellungsarbeit. Familie, Krankheit, Körper – alles funktioniert im System und beeinflusst sich gegenseitig. Diesen wertvollen und wichtigen Ansatz ergänze ich stets in meiner Arbeit als Beckenbodentherapeutin.

Du arbeitest nicht nur als Dozentin für Physiotherapeuten sondern auch beim DTB – wie ist es zu deiner Dozententätigkeit gekommen und gibt es Unterschiede, wenn du Physiotherapeuten und Trainer aus dem Fitnessbereich unterrichtest?

Das oben erwähnte Buch „Rückengymnastik mit dem Overball“ haben wir damals (2002) dem Schwäbischen Turnerbund als Fortbildung angeboten. Diese Fortbildung zu entwickeln, zu leiten und unsere Teilnehmer dann mit den Übungen zu begeistern hat mich motiviert, weitere Fortbildungs- und Lehrtätigkeiten anzunehmen.

Die Trainer/-innen und Übungsleiter/-innen in meinen Fortbildungen sind an diesem Fobi-Tag von Anfang bis Ende brennend interessiert, so viel wie möglich mitzunehmen. Die Motivation ist enorm und das macht sich einfach bemerkbar, das ist toll, das macht mir einfach Freude!

Es gibt tatsächlich einen großen Unterschied. Meine Schülerinnen und Schüler in der Physiotherapieausbildung sind wie alle Auszubildenden gerade erst aus der Schule gekommen, und es fällt vielen schwer, in der Ausbildung ein Gefühl für den Beruf zu entwickeln. Was tatsächlich auch schwierig ist. Oftmals sind sie nach dem 1. Praktikum erst richtig „angekommen“ und gereift und wissen nun, wofür sie lernen.

Was macht dir an der Ausbilder- und Dozententätigkeit besonders Spaß? Was ist für dich wichtig zu vermitteln?

Ich bin einfach gerne unterwegs, in Bewegung, mit Menschen zusammen und mit ihnen im Dialog. Vor Gruppen zu stehen, zu erklären, anzuleiten, meine eigens entwickelten Fortbildungen den interessierten Teilnehmer/-innen zu vermitteln macht mir einfach unheimlich viel Freude.

Besonders gerne vermittle ich mein Beckenboden-Thema. Das Thema Beckenboden ist sehr komplex, deshalb trauen sich viele Trainerinnen nicht richtig ran. Denn leider kann man auch vieles falsch machen und sogar die Patientinnen / Teilnehmerinnen in Beschwerden hinein trainieren. Und ich zeige dann gerne, vor allem mit viel medizinischem Hintergrundwissen, warum welche Übungen wann und warum indiziert oder kontraindiziert sind. Im Grunde gibt es viel zu wenige, gut ausgebildete Beckenbodentrainerinnen, denn die Zielgruppe ist so groß: Frauen, die Kinder spontan geboren haben, sind leider prädestiniert für Probleme/Beschwerden rund um Beckenboden und Beckenorgane. Und die oft viel gepriesenen Apps und Onlineprogramme sind nicht immer für alle Frauen zielführend und sinnvoll.

Du hast selber auch Familie – und bist dazu noch Autorin (dazu kommen wir noch) – wie bekommst das alles unter einen Hut?

Mein Mann und ich unterstützen uns in allen Bereichen gegenseitig. Auch wenn wir uns manchmal wirklich die Klinke in die Hand geben, können wir eins: Sehr gut organisieren! Dazu habe ich eine beste und längste Freundin, die immer gerne die Kinderbetreuung übernimmt, wenn ihr Job ein freies Zeitfenster hergibt.

Nun möchte ich dich natürlich auch nach deinem Herzensprojekt fragen – das ist das Thema Beckenboden. Erst einmal natürlich die Frage, wie bist du zum Thema Beckenboden gekommen – was war der Auslöser dazu?

Wie oben beschrieben: Meine Chefin Irene, die auch in einem Geburtshaus Rückbildungskurse geleitet hat, hat mich mit dem Beckenboden-Thema „infiziert“. Ich kann es nicht anders beschreiben. Fast ein bisschen schicksalshaft…

Was ist dir dabei besonders wichtig zu vermitteln – was hat das Projekt für dich zum Herzensprojekt gemacht?

Viele Menschen verbinden das Thema Beckenboden mit Inkontinenz und damit auch immer mit älteren Menschen.
Aber so ist es eben überhaupt nicht. Der Beckenboden spielt vor allem bei jungen Frauen, die gerade schwanger sind oder ein Kind bekommen haben, eine sehr wichtige Rolle. Hier wird der Grundstein für die Beckenbodengesundheit gelegt. Oder es haben Verletzungen unter der Geburt am Beckenboden stattgefunden, die fachgerecht versorgt und rehabilitiert werden müssen. Durch den Beckenboden werden Kinder gezeugt und geboren, er spielt in der Sexualität, in der Kontinenz, in der Rücken- und Rumpfstabilität die Hauptrolle. Und wenn er Probleme macht, wenn Beschwerden da sind, ist dieses Leiden nie nur körperlich, sondern auch sehr emotional. Auch das möchte ich in meinen Fortbildungen rüberbringen! Der Beckenboden muss verstanden werden, um Betroffene wirklich unterstützen zu können. (Ich habe mich da ausschließlich auf Frauen spezialisiert)

Erzähl uns etwas zu deinen beiden neuesten Büchern zum Thema Beckenboden – was erwartet uns dabei – vor allem als Trainer im Bereich Fitness- und Gesundheitssport.

Viele viele tolle und hilfreiche Übungen und Wissenswertes zum Beckenboden und seiner Funktion.

„Power für den Beckenboden“ (Riva Verlag München) beinhaltet 60 Kräftigungs-, Ausdauer- und Dehnübungen, die auch andere beteiligte Muskelgruppen wie Bauch, Beine und Gesäß einbeziehen. Dazu Übungen zur Schulung der Körperwahrnehmung und viele praktische Tipps für einen wunderbaren Zugang zur Sexualität. Ein Buch, das eher fitnessorientiert und präventiv geeignet ist.

Beckenboden und Rücken in Balance“ (Meyer & Meyer Aachen) – präventiv als auch rehabilitativ geeignet. Zahlreiche Übungen mit und ohne Materialien zur Wahrnehmung mit Atemabfolgen und zur Entspannung. Becken- und Rückenmobilisationsübungen, Core-Training, sanftes Kräftigen von Becken-, Hüft- und Rückenmuskulatur, Dehnübungen. Der Beckenboden wird dadurch ganzheitlich und funktionell trainiert und unterstützt. Und das Tolle daran: Viele Übungen sind über QR-Codes als Videos abrufbar.

Was sind deine nächsten Projekte – in beruflicher Hinsicht?

Das verrate ich eigentlich immer erst dann, wenn ich mit den Projekten in „trockenen Tüchern“ bin 😉

Aber, ich bin gerade mit der Ausarbeitung meiner Beckenbodenausbildung fertig geworden. Wer also ebenfalls sein Feuer für den Beckenboden entzünden und seinen Teilnehmerinnen weitergeben möchte: Ich nehme schon (unverbindliche) Voranmeldungen an 😊Termine gebe ich noch bekannt. Die Ausbildung findet online und in Präsenz statt.

Alle Logos, Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung von Katja Hambrecht.

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aktualisiert: 30.01.2023